Geschichte der Ludwig-Uhland-Schule
Die Anfangsjahre 1908 – 1918
Um die Jahrhundertwende stieg in Nürnberg die Bevölkerungszahl wegen des Wirtschaftsaufschwungs stark. Die Stadt wuchs in alle Richtungen außerhalb des Mauerrings. Deshalb entstanden viele große Schulpaläste. Sie waren an der Außenseite mit Flügelseiten, Giebeln, Türmchen, Gesimsen und Eckpfeilern versehen und innen mit großzügigen Treppenhäusern, hohen Klassenzimmern sowie Sprossenfenstern ausgestattet. Auch der Stadtteil um den Nordbahnhof „Gärten hinter der Veste“ dehnte sich aus und wurde eine vornehme Wohngegend mit schönen Bürgerhäusern im Stil des Jugendstils und der Gründerjahre.
Kein Wunder, dass die Schülerzahlen explodierten und die Schule am Paniersplatz trotz Klassenstärken mit bis zu 60 Kindern zu klein wurde. Deshalb fasste der Magistrat der Stadt Nürnberg am 21.08.1908 den Entschluss neben dem Nordbahnhof an der Uhlandstraße ein neues städtisches Schulhaus zu bauen. Veranschlagt waren 757 000 Mark, gekostet hat die Schule nur 680 000 Mark!
Ab 30.11.1908 begannen die Bauarbeiten unter der Planung und Ausführung des Architekten Georg Kuch mit dem Aushub des Kellers mit Schaufel, Pickel und Schubkarre hauptsächlich durch Arbeitslose, die zu einer Notmaßnahme herangezogen wurden. Bereits ab 10.04.1909 begannen die Betonierungs- und Mauerarbeiten. Vom 15.04. – 25.07.1910 ruhten die Arbeiten wegen eines Streiks der Arbeiter.
Aber am 24. April 1911 war es soweit und die ersten Klassen zogen in festlicher Kleidung mit ihren Lehrern von Johannis und Maxfeld in ihr neues Schulhaus ein: eine moderne Schule, ausgestattet mit 35 Klassenzimmern, einem Zeichensaal, zwei Turnhallen, zwei Lehrmittelzimmern, einer Schülerwerkstatt, dem ersten Chemiesaal Nürnbergs und einem Schülerwaschraum.
Die Schülerzahlen stiegen enorm. Bis zum 1. Weltkrieg besuchten ca. 1300 Jungen und Mädchen die Schule, während des Krieges waren es ca. 2500 Schülern, da andere Schulen zu Lazaretten umfunktioniert wurden. (Zum Vergleich: Heute besuchen ca. 750 Schüler die beiden Schulen.)
Zwischen den Weltkriegen 1918 – 1939
Kurz nach dem Kriegsende konnten sich sogenannte Lehrerräte im Rätesystem nur kurz halten, bevor die Weimarer Republik gegründet wurde. Ab 1920 führte man neben der Simultanschule, eine Gemeinschaftsschule für Schüler und Schülerinnen aller Bekenntnisse, die ersten katholischen und evangelischen Bekenntnisklassen ein und so existierten im Schulhaus drei Schulen nebeneinander. (Zum Vergleich: Heute sind es zwei Schulen, die Grund- und Mittelschule.)
Ab der Machtergreifung 1933 finden sich in den Archiven wenige Informationen zur Uhlandschule. Der Rektor damals sprach, ohne Erwähnung von Diskriminierung, sachlich von weniger Zeit zur Lehrplanerfüllung wegen 85 weiterer neu eingeführter Feiertage, von der Einquartierung 2300 politischer Leiter zu den Parteitagen und 1937 von der Auflösung der Bekenntnisschulen wegen Mangels an Schülern. Sonst wird in den Unterlagen nichts erwähnt!
Berühmte Schüler dieser Zeit waren: Dr. Andreas Urschlechter (Oberbürgermeister Nürnbergs von 1957-1989), Dr. Hermann Glaser, (Schul- und Kulturreferent der Stadt Nürnberg von 1964 - 1990) und Elmar Maria Kredel (ehemaliger Erzbischof Bambergs 1977 - 1994).
Krieg und Nachkriegszeit 1939 – 1960
Der zweite Weltkrieg hinterließ auch an der Uhlandschule seine zerstörerischen Spuren.
Ab 1942 wurden wegen den Bombardierungen Nürnbergs immer mehr Schüler aufs Land verschickt und Lehrer zum Wehrdienst eingezogen. Am 26.02.1943 mussten die verbliebenen Schüler wegen eines Treffers des Westflügels in die Bielingschule (heute: Peter-Vischer-Schule) umsiedeln. Nach einer notdürftigen Reparatur der Uhlandschule kehrten Lehrer und Schüler wieder zurück und mussten gleich wieder nach einem Treffer des Nordflügels am 13. 8.1943 zurück an die Bielingschule. Dort blieben sie wegen der Nähe zum Nordbahnhof und der großen Zerstörung - das Dach war kaputt, das dritte Stockwerk völlig zerstört und die Zimmerdecken bis zum ersten Stock eingebrochen - bis zum Kriegsende.
Nach dem Kriegsende wurde das Schulgebäude von den Amerikanern als Dienststelle der alliierten Streitkräfte genutzt. Die Turnhalle wurde zum Casino umfunktioniert. Ab dem Schuljahr 1945/46 zogen die ersten Schüler wieder ins Schulhaus ein und lernten so gleich auch die amerikanische Lebensweise kennen.
Bald waren wieder drei Schulen im Gebäude untergebracht: Die Uhlandschule, die Bielingschule, die bis zur Wiederherstellung des zerstörten Rathauses blieb, weil das Bielingschulhaus eines der verschonten großen Gebäude der Stadt war und nun die Stadtverwaltung beherbergte, sowie die Rudolph-Steiner-Schule, die bis zu ihrem Neubau im Jahre 1952 im notdürftig reparierten dritten Stock der Uhlandschule residierte.
Im Winter 1946/47 musste der Unterricht zeitweise wegen Kohlemangels ausfallen, aber bald war der Westflügel (1946 notdürftig, 1948 endgültig wieder aufgebaut) wieder nutzbar, der Nordflügel ab 1951.
In den 50er- und 60er- Jahren stieg die Schülerzahl wieder und so waren Klassen mit bis zu 50 Schülern keine Seltenheit. Besonders zu vermerken war in dieser Zeit auch die Menge an Schulen im Schulhaus. So beherbergte das Haus eine Knabenschule, eine Mädchenschule, eine Gemeinschaftsschule sowie eine katholische und eine evangelische Bekenntnisschule. Die zwei Verwaltungsräume teilten sich deshalb 5 Rektoren.
Die Jahre 1960 – jetzt
Mit der Schulreform 1969, nach dem Volksentscheid für eine christliche Gemeinschaftsschule, gibt es nun zwei Schulen im Uhlandschulhaus: die Grundschule mit den Jahrgangsstufen 1 - 4 und die Hauptschule - später in Mittelschule umbenannt - mit den Jahrgangsstufen 5 - 10. Im Jahr 1995 geschah die Umgestaltung des Pausenhofes zu einem Spielhof. Der Schulbau wurde im Jahre 2013 durch den Bau der Dreifachturnhalle erweitert.
Anja Rahm